Jeremy Corbyn in England, die Gelbwesten in Frankreich, radikale Rechte in den USA: Weltweit grassiert der Antisemitismus. Der Soziologe Natan Sznaider über die Folgen - und wie Israel damit umgeht. Ein Interview von Dominik Peters
Es sollte eine Großdemonstration gegen den grassierenden Antisemitismus in Frankreich sein. Stattdessen drängten sich auf dem Platz der Republik in Paris vor allem Politiker. Das Volk blieb still und ängstlich. Von Georg Blume, Paris
Die "Gelbwesten"-Bewegung in Frankreich macht immer wieder durch extremistische Ausfälle von sich reden. Jetzt ermittelt die Pariser Polizei gegen Aktivisten, die einen bekannten Philosophen antisemitisch beleidigten.
Das anti-israelische Netzwerk BDS nimmt in der deutschen Kulturszene zunehmend Platz ein. BDS steht für Boykott, Abzug von Investitionen und Sanktionen. Statt auf politische Lösungen setzt das Netzwerk auf medienwirksame Coups. Die Kernfrage lautet: Ist BDS wirklich nur israelischkritisch, wie Aktivisten selbst beteuern, oder antisemitisch? Von Thorsten Schmitz
Klares Urteil der Verfassungsschützer: Ihr Gutachten zur AfD wirft dem Thüringer Landeschef Höcke nach SPIEGEL-Informationen vor, mehrfach gegen den Grundsatz der Menschenwürde verstoßen zu haben. Von Andreas Ulrich, Melanie Amann und Martin Knobbe
Novemberpogrome vor 80 Jahren waren kein Zufall, sondern der Höhepunkt anhaltender Hetze gegen Juden. Terror wurde endgültig zum Mittel der Nazis. Ein Gastbeitrag von Michael Wildt
In Großbritannien wird seit längerem über Antisemitismus in der Labour-Partei debattiert. Auch Parteichef Corbyn steht in der Kritik. Nun hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen.
Elf Menschen wurden ermordet, "einfach nur wegen ihres Glaubens": Ermittler haben neue Erkenntnisse zum Massaker in einer Synagoge in Pittsburgh mitgeteilt. Der Bürgermeister richtete eine emotionale Botschaft an die Bürger.
Die Biografie des Juden Sally Perel ("Hitlerjunge Salomon") wurde weltweit bekannt. Heute beobachtet er den Rechtsruck in Deutschland mit Sorge. Er sieht beängstigende Parallelen zur Weimarer Republik - und hat doch Hoffnung. Ein Interview von Felix Wellisch
Weil Neonazis Ende August ein koscheres Lokal mit Steinen und Flaschen beworfen haben sollen, ermittelt das Landeskriminalamt und einem Zeitungsbericht zufolge auch der Staatsschutz. Der Wirt wurde bei dem Vorfall nach eigenen Angaben an der Schulter verletzt. Das sächsische Innenministeriums geht von einer "politisch motivierten Tat mit einem antisemitischen Hintergrund" aus. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung zeigt sich alarmiert.
Die britische Oppositionspartei reagiert auf Kritik und passt ihre Definition von Antisemitismus an. Jüdische Vertreter kritisieren, dass es so lange gedauert habe.
Wären in Großbritannien jetzt Wahlen, würde Labour sie gewinnen. Parteichef Jeremy Corbyns linkes Programm ist ambitioniert – doch Labour hat Probleme mit Antisemitismus. Von Peter Stäuber, London
Unbekannte haben das Geburtshaus von Elie Wiesel in Rumänien beschmiert. Der 2016 gestorbene Friedensnobelpreisträger wird damit antisemitisch beschimpft.
In Großbritannien haben drei jüdische Zeitungen ihre Titelseite mit derselben Überschrift aufgemacht. In einem gemeinsamen Leitartikel erheben sie schwere Vorwürfe gegen Labour-Chef Jeremy Corbyn.
Verfolgte Juden aufnehmen? Nicht bei uns. Am Genfer See versagte vor 80 Jahren die westliche Welt: 32 Staaten hielten ihre Grenzen geschlossen, als Hunderttausende Menschen um ihr Leben bangten. Von Hans-Peter Föhrding
"Widerwärtig" und "inakzeptabel": Mit deutlichen Worten sollte der Uno-Sicherheitsrat die antisemitischen Äußerungen des Palästinenserpräsidenten Abbas verurteilen. Doch Kuwait lehnte den Antrag ab.
Die millionenfache, industrielle Ermordung der Juden durch die Nazis ist einmalig in der Geschichte. Nun verbreitet Palästinenserpräsident Abbas eine sehr eigene, krude Sicht der Dinge.
Judenfeindlichkeit ist mehr als Vorurteile: Aus psychoanalytischer Sicht funktioniert Antisemitismus wie eine Wahnerkrankung, sagt der Sozialpsychologe Sebastian Winter. Interview: Ann-Kristin Tlusty
Der Dirigent und sein Dresdner Orchester protestieren ebenfalls gegen die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang. Kunstfreiheit entbinde nicht von Verantwortung.
Jetzt, wo die Überlebenden des Holocaust weniger werden, nutzen rechte Kräfte den Moment - zu einer Zeit, in der die Demokratie in Deutschland geschwächt und Polen seiner liberalen Elemente beraubt ist. Eine Kolumne von Georg Diez
"Euch sollte man die Köpfe abschneiden": An einer Berliner Schule ist ein jüdischer Gymnasiast von Mitschülerin massiv beschimpft worden. Zu seinem Schutz darf er nun in den Pausen im Gebäude bleiben.
Mit seiner Rockband Pink Floyd wurde er in den Siebzigerjahren weltberühmt, in der Vergangenheit machte Roger Waters aber auch mit antisemitischen Aktionen auf sich aufmerksam. Darauf reagierte nun die ARD.
Der Vizechef der AfD-Bundestagsfraktion Peter Felser war an der Produktion von antisemitischen und volksverhetzenden Videos für die Partei "Republikaner" beteiligt. Das belegen Dokumente, die der "FAZ" vorliegen.
Der FC Bayern lässt seine Rolle in der NS-Zeit vom Institut für Zeitgeschichte aufarbeiten. Muss er nach neuen Aktenfunden seine Vereinsgeschichte korrigieren? Von Gerhard Pfeil und Andreas Meyhoff
Fans von Lazio Rom leisten sich auf den Rängen eine besondere Geschmacklosigkeit. Ein Zeichen dafür, wie salonfähig der Antisemitismus in Italien schon wieder ist.
Eine absurde Fälschung schürte vor 100 Jahren den Judenhass: Die "Protokolle der Weisen von Zion". Noch immer berufen sich etwa Islamisten und AfD-Angehörige auf sie.
Der Schock über den tödlichen Gewaltausbruch in Charlottesville sitzt tief. Zu den Initiatoren der rechtsextremen Kundgebungen in der US-Stadt gehörte die Alt-Right-Bewegung - eine von Rassenwahn geprägte Gruppierung mit Sympathien für Donald Trump.
Er traue der Partei Hetze gegen Juden zu, sagt Zentralratschef Schuster. Der Judenhass in Deutschland nehme zu. Er sieht auch Islamverbände deswegen in der Verantwortung.
Wer Antisemitismus sehen will, muss in Berlin nur auf die Straße gehen oder in palästinensischen Schulbüchern blättern, mit denen auch an UN-Schulen gelehrt wird. Israel kommt dort nicht vor. Auch nicht der Holocaust. Dafür wird der Terror verherrlicht.
Q. meint: Vorurteile sind gefährlich und der beste Schutz davor ist eine globale Bildungsoffensive. Konservatismus in seinen verschiedenen Ausprägungen dient bei vorbehaltloser Analyse nicht der Bewahrung von Werten, sondern ist ein Hemmschuh bei der Gestaltung der Zukunft. Durch eine konservative Einstellung werden die trennenden Elemente unter den Menschen in die nächsten Generationen weitertransportiert. Daher ist es eine der vordringlichsten Aufgaben der Menschheit, eine globale Bildungspolitik zu verfolgen, die die trennenden Gräben zwischen Nationen, Ethnien und Kulturen zuschüttet und Vorurteile abbaut bzw. überwindet. Denn Menschen, denen man Wissen vorenthält, schlimmer noch mit Lügen und "Fake News" die Tür versperrt, sind eine leichte Beute für Scharlatane jeglicher Ausprägung. Es reicht daher bei Weitem nicht aus, in der Bildungspolitik das Hauptaugenmerk auf den Arbeitsmarkt zu richten. Es ist geradezu fahrlässig, Bildung auf diesen Gesichtspunkt zu verengen.
In Philadelphia schändeten Unbekannte Hunderte Gräber auf einem jüdischen Friedhof. Nun erschüttert eine neue Welle von Gewaltdrohungen gegen jüdische Einrichtungen die USA.
Wer Israels Regierung kritisiert, tappt schnell in die Antisemitismusfalle. Jüdische Verschwörungen werden überall gesehen. Aber auch die Isralis machen es nicht leicht.
Dass jüdische Gemeinden und Zentren ins Visier genommen würden, sei "furchtbar und schmerzhaft", sagt Trump. Sein Statement zur offenbar wachsenden Judenfeindlichkeit in den USA überzeugt jedoch nicht jeden.
Gibt es No-go-Areas in deutschen Städten? Für manche Menschen schon. Unterwegs mit einem Rabbiner auf der arabischsten Straße Berlins, der Sonnenallee in Neukölln
Rechtsextreme haben am Jahrestag der NS-Pogromnacht einen Berlin-Stadtplan mit 70 jüdischen Geschäften veröffentlicht, berichtet der "Tagesspiegel". Die Rede war von einem "schönen Tag" und "Juden unter uns".
Die Tagebücher des NS-Chefideologen Rosenberg tauchten erst 2013 auf - und bilden die Grundlage für eine neue Biografie. Demnach pries er noch kurz vor seiner Hinrichtung das Nazitum als "edelste Idee".
Propaganda-Material im Park, fliegende Bierflaschen, Beschimpfungen: Viele Juden haben das Gefühl, dass die Situation für sie bedrohlicher wird - und gehen doch nicht zur Polizei.
Der nordhessische AfD-Abgeordnete Gottfried Klasen hetzt im Internet gegen Juden. Erinnerungen an den baden-württembergischen AfD-Abgeordneten Wolfgang Gedeon werden wach.
Der FC Bayern galt bislang als ein Klub, der während der NS-Zeit auf Distanz zu den Nazis geblieben war. Forscher korrigieren nun die Rolle der Münchner.
Israel reagiert empört auf die von der EU erlassene Kennzeichnungspflicht für Siedlerprodukte aus den besetzten Gebiete. EU-Botschafter Lars Faaborg-Anderson wird ins israelische Außenministerium einbestellt.
Juden seien "verstockte Gotteslästerer" und "Lügner", sagte Martin Luther. Generationen von Protestanten folgten ihm. Jetzt will die Synode auf Distanz gehen.
Q. meint: Martin Luther war halt auch ein Kind seiner Zeit.